Tipps und Tricks

Warum push to Talk oder abgekürzt PTT

Als im Jahr 2002 Flatcast auf den Markt kam, explodierten die Gründungen von Internet Chat-Radios über diese Plattform. Es wurde zum größten Teil mit nur 98 kBs gesendet, da für eine höhere Qualität in einigen Gegenden das Internet noch nicht ausgebaut war.

Zu meiner Jugendzeit wurden Radios manipuliert, damit man Sendungen übers Tonband aufnehmen konnte. Später hatten Radios schon spezielle Buchsen, über die man sein Tonbandgerät anschließen konnte. Jetzt hatten wir das Web-Radio und schnell fanden findige Leute auch heraus, dass man die Sendung mitschneiden und die Titel dann in mp3-files umwandeln und speichern konnte, was natürlich der Musikbranche ein Dorn im Auge war.

Radiobetreiber mussten und müssen auch heute noch recht saftige Gebühren an die GEMA und die GvL zahlen. Daneben kam die Auflage, dass man in jeden Titel hineinreden und auch keine Hörerwünsche spielen sollte. Das brachte dann die Hersteller von Playern (wenn ich von Playern rede, meine ich nicht die Katze, sondern Programme mit denen man völlig unabhängig von Flatcast Musik abspielt z.B. in der Disko oder bei Volksfesten) auf die Idee ein Programm zu entwickeln mit dem man quasi wie bei einem Mischpult Musik und Mikrofon getrennt steuern kann.

Winamp gab es schon seit 1997 als kostenlose App und – da das Hobby „Musik machen“ ja nicht viel kosten sollte, haben vor allen Dingen in den ersten Jahren die meisten Modis, die nicht schon als DJ in ihrem Verein oder in ihrer Kneipe gearbeitet hatten, dieses Angebot genutzt. Flatcast bot und bietet immer noch einen eigenen Player an, der gar nicht so schlecht ist, aber fast alle sprangen auf den Zug „Winamp“ auf, ein kostenloses Programm, welches auch heute noch wohl von den meisten genutzt wird.

Winamp hat bei Installation des entsprechenden Plugins die Möglichkeit für „push to talk“. Dieses kleine Programm ermöglicht es, bei „push“, also durch Drücken einer bestimmten Taste mit der Maus, die Lautstärke der Musik zu reduzieren und das Mikro einzuschalten, was relativ einfach einzustellen war.

Allerdings gibt es nach zahlreichen Updates von Windows und Winamp zunehmend Probleme, vor allen Dingen, da oft die Einstellungen im System bei Sound nicht nur kurzfristig sondern dauerhaft verändert werden. So wird der Pegel bei Stereomix auf 0 heruntergefahren und geht nicht mehr eigenständig wieder hoch.

Viele Modis haben auf Empfehlung einiger „Fachleute“ ein push to talk, das Programm PTT von IGACS installiert für kleines Geld. Das Programm ist nicht schlecht, vor allen Dingen dann nicht, wenn ich es mit dem eigenen Player von IGACS benutze, der in keiner Weise hinter Winamp zurücksteht, wo man allerdings eine kleine Lizenzgebühr zahlen muss.

Das PTT hat aber auch einige Nachteile. Die Einstellungen bleiben nämlich bei der Nutzung im Hintergrund erhalten. Solange sie bei „Musikquelle“ auf Winamp oder dem dort gespielten Titel stehen, kann man mit keinem anderen Player die Musik nach Flatcast übertragen. Das gilt natürlich auch für den Shoutcast-Player auf der Homepage vom Traumradio. Dann muss man erst in der Konfiguration den Browser, also z.B. Firefox, Opera oder Edge als Musikgerät auswählen.

Auch ist oft die Einstellung so differenziert, dass entweder das Mikro zu leise oder bei Nutzung mit starken Nebengeräuschen verbunden ist. Das ist vielfach auch ein Problem der Eingangsempfindlichkeit der Buchse, über die das Mikro angeschlossen ist.

Nun zum Thema: Benötige ich eigentlich PTT?

Wenn Ihr mich fragt: Nein.

Die meisten von Euch lassen mittlerweile jedes Lied bis zum Ende durchlaufen, da die Vorgabe, in die Musik hereinzureden, kein Mensch mehr ernst nimmt. Es gibt so viele Portale, über die man sich Titel herunterladen kann, dass bei den wenigen Radios über Flatcast keiner auf die Idee kommt, diese Vorgabe zu kontrollieren.

Also ist es doch simpel und einfach, sein Mikrofon  und Stereomix, über welches die Lautstärke der Musik gesteuert wird, einzustellen. Ich lasse mein Mikrofon ständig eingeschaltet, da ich innerhalb der Wohnung keine störenden Geräusche habe. Wenn meine Frau im Nebenzimmer den Fernseher eingeschaltet hat, mache ich die Tür zu und wenn ich husten, ein Telefongespräch annehmen muss oder meine Frau gerade mal hereinkommt, schalte ich das Mikrofon einfach aus und ich glaube, dass alle Mikros, die unsere Modis benutzen, diese Möglichkeit haben, ohne dass ei lautes Knacken zu hören ist.

Wenn ich doch einmal in einen Titel hineinsprechen möchte, fahre ich im Player, also z.B. bei Winamp die Lautstärke für die Dauer meiner Ansage herunter.

Anderen meist nicht kostenfreie Playern wie z.B. RadioBoss oder mein BPM-Profi-Studio haben auf den Player abgestimmte Möglichkeiten und auch vielfach ein eigenes push to talk.

Auch können sich einige nicht davon trennen, die Lieder bei Winamp ununterbrochen zu faden, also nach dem Ende des Liedes automatisch das nächste folgen zu lassen. Das Ergebnis ist eine dauernde Klickerei und oft, wird der Anfang des neuen Titels schon angespielt. Auf die Frage, warum das so gemacht wird, höre ich immer wieder: und wenn ich einmal zur Toilette muss?

Wer sich ein klein Wenig mit Winamp beschäftigt, der weiß auch, dass es die Möglichkeit „Optionen“ oder „Einstellungen“ gibt. Wenn man bemerkt, dass man länger als der augenblicklich laufenden Titel vom PC weg bin, klicke ich nur schnell auf diese Einstellung, auf Playlist und entferne das Häkchen bei „manual playlist advance“. Wie das bei der deutschen Einstellung heißt, weiß ich leider nicht – aber man kann mich ja fragen.

Wie oft kommt das während einer Sendung vor? Professionellere Player und auch der Player von PTT Deluxe haben die Möglichkeit ohnehin mit einem Klick automatisches Faden einzustellen.

Diese Tipps sind für viele auf den ersten Blick vielleicht umständlich und man will ja nicht mit alten Gewohnheiten brechen. In Wirklichkeit erleichtern sie aber die Arbeit nach meiner Ansicht enorm und viele Probleme sind nicht mehr da, wenn ich dieses „PTT“ nicht nutze, wenn es von einem anderen Hersteller kommt, als mein Player. Allerdings gibt es Ausnahmen, die eine Nutzung sehr wohl empfehlenswert machen können.

  1. Wenn man nur durch den Mund ein- und ausatmen kann, sind die Atemgeräusche vielleicht bei einem empfindlichen Mikro zu hören, im Regelfall aber nur bei einem Headset.
  2. Wenn man ständig Hintergrundgeräusche hat oder sich mit seinem Partner oder der Partnerin im gleichen Zimmer aufhält und sich zwischendurch unterhalten will, ohne jedes mal das Mikro ein- und auszuschalten.
  3. Wenn man ständig auch moderieren will, während der Titel noch läuft.

Beachtet bitte: Das sind Tipps und letztlich könnt Ihr alle selbst entscheiden. Aber kann es schaden, es einmal ohne PTT zu versuchen?